Herta Gutmann, die gute Seele der gleichnamigen Musikschule, ist am Freitagabend mit dem Bürgerpreis der Bürgerstiftung Mühlacker geehrt worden. Ausgezeichnet wurde die 63-Jährige für ihr Engagement auf kulturellem Gebiet, für ihre erfolgreiche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und für ihre Verdienste um die Städtepartnerschaften mit Bassano del Grappa und Schmölln.
Mühlacker. In den vergangenen Jahren, als an engagierte Persönlichkeiten und Gruppen der Bürgerpreis verliehen wurde, war Herta Gutmann bereits in anderer Rolle Teil des Programms. Wenn junge Talente ihrer Musikschule die Feierstunde mit ihren Beiträgen umrahmten, wuselte die Chefin im Hintergrund, rückte Notenständer und Mikrofone zurecht, sprach ihren Schützlingen mit einem aufmunternden Lächeln Mut zu und genoss mit sichtlichem Stolz den Beifall des Publikums für bemerkenswerte Darbietungen.
In ähnlicher Weise hat das Energiebündel mit seinen jungen Künstlern unzählige Veranstaltungen in und um Mühlacker begleitet, und dieses Engagement für das kulturelle Angebot ihrer Heimatstadt ist einer der Gründe, warum bei der achten Auflage der Preisverleihung aus der mitwirkenden Herta Gutmann die Hauptdarstellerin geworden ist. „Es ist gut, wenn der Beruf als Berufung empfunden wird und das dann positiv auf das gesamte Umfeld ausstrahlt“, hatte Oberbürgermeister Frank Schneider bereits in seiner Begrüßung – ohne den Namen zu verraten – eine besondere Eigenschaft von Herta Gutmann angedeutet: deren positive Grundhaltung, die anschließend Wolf-Dieter Fuchslocher in seiner Laudatio näher beleuchtete. „Ihr Motto ist, dass alles gehe, wenn man nur wolle“, beschrieb das Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, als er nach und nach das Geheimnis um die Preisvergabe lüftete, die Einstellung der Adressatin.
Es ging einiges, und das gilt zuallererst für unzählige Auftritte, Konzerte und Benefizveranstaltungen, die Herta Gutmann mit ihrer „Großfamilie“, wie sie ihre Musikschule selbst bezeichnet, in der Vergangenheit gestemmt hat. Und das nicht nur in Mühlacker und Umgebung, sondern auch in Bassano del Grappa und Schmölln, wo die Ensembles der Musikschule Gutmann als musikalische Botschafter Mühlackers gern gesehene Gäste sind. Über 20-mal habe Herta Gutmann, die sich als Kassiererin und – neun Jahre lang – als Vorsitzende im Partnerschaftskomitee engagierte, bereits die Alpen nach Italien überquert, berichtete Wolf-Dieter Fuchslocher, „um mit Einzelinterpreten, Musikgruppen und Orchestern den Bassanesen eine musikalische Freude zu bereiten.“ Elan, Temperament und die Kunst zur Improvisation seien der Preisträgerin, deren Eltern eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle in Echterdingen betrieben, in die Wiege gelegt worden, untermauerte Fuchslocher mit einer Anekdote aus dem elterlichen Betrieb.
In der langjährigen Heimat Mühlacker steht die 63-Jährige, die eigentlich Krankenschwester werden wollte und stattdessen als Steuergehilfin „Fräulein Schmid“ ihre berufliche Laufbahn begann, nicht nur für die musikalische Ausbildung ganzer Generationen, sondern vor allem für die Bereitschaft, sich mit ihren Nachwuchstalenten für Veranstaltungen unterschiedlichster Art – vom Festakt bis zum Konzert im Seniorenheim – einzubringen. Gleichzeitig helfe sie dort, wo es an Boxen, Verstärkern, Mikrofonen oder sonstiger Ausrüstung fehle, unbürokratisch und häufig kostenlos aus, erinnerte Wolf-Dieter Fuchslocher beispielhaft an die Unterstützung des Jugendhauses früherer Tage.
Solche Hilfestellungen laufen ohne großes Aufsehen ab, und weil der Bürgerpreis Menschen würdigen will, die anpacken, wo es fehlt, sei Herta Gutmann trotz ihrer Selbstzweifel, ob sie das verdiene, genau die Richtige für die Auszeichnung. Ihre erste Reaktion habe „Oh Gott, ich will das nicht!“ gelautet, ließ Fuchslocher schmunzelnd durchblicken, und viele Wegbegleiter im Saal konnten sich diese Szene und den zugehörigen Tonfall lebhaft vorstellen.
Gerührt bedankte sich Herta Gutmann im Beisein früherer Bürgerpreisträger von Siegfried Seiter über das Ehepaar Fegert bis hin zu Erika Gerlach und Albrecht Münzmay für die Anerkennung. „Es ist eine große Ehre, und ich freue mich sehr“, sagte sie und dankte neben ihren Schülern und allen Mitstreitern insbesondere dem Oberbürgermeister und der Stadt Mühlacker für die stets gute Zusammenarbeit.
Den musikalischen Part der Feierstunde, die Vorstandsmitglied Elsbeth Rommel eröffnet hatte, übernahm – natürlich – eine Gruppe der Musikschule Gutmann. Es spielten „The Goodmens“, eine Band aus Lehrern und ehemaligen Schülern, die durch Gastsängerin Maren Schmid von der Wiernsheimer Band „Chameleon“ verstärkt wurde. Das Programm hatte, wie Sohn Arthus Gutmann als Bandmitglied verriet, die Mutter nach ihren Wünschen zusammengestellt. Womit Herta Gutmann auch an diesem besonderen Abend ihre vertraute Rolle keinesfalls vernachlässigte.
(Mühlacker Tagblatt vom 5. Mai 2018, Text u. Foto: Julia Klassen)