Reparaturcafé ist zur Institution geworden

06. Jun 2025

Ehrenamtliche Monteure werden für ihr Angebot im Dürrmenzer Gemeindehaus mit dem Bürgerpreis der Bürgerstiftung belohnt. Projekt verbindet das Engagement gegen die Wegwerfgesellschaft mit dem sozialen Charakter einer Begegnungsstätte.

Die Verleihung des Bürgerpreises mit Elsbeth Rommel (v.li.), Martin Sailer, Georg Pfister, Wolf-Dieter Fuchslocher, Rainer Bosch, Karin Watzal und Gerhard Weiß. Fotos: Stahlfeld
Die Verleihung des Bürgerpreises mit Elsbeth Rommel (v.li.), Martin Sailer, Georg Pfister, Wolf-Dieter Fuchslocher, Rainer Bosch, Karin Watzal und Gerhard Weiß. Fotos: Stahlfeld

Mühlacker. „Wir können Schlechtes tun oder Gutes. Zu Letzterem gehört, sich für den Einzelnen, die Gesellschaft und deren Zusammenhalt einzubringen. Freiwillig, selbstlos und aus eigenem Antrieb ohne den eigenen Vorteil vor Augen“, sagte Wolf-Dieter Fuchslocher als Vertreter der Bürgerstiftung Mühlacker bei der Vergabe des diesjährigen Bürgerpreises. Genau aus diesem Holz seien die diesjährigen Preisträger des Reparaturcafés Mühlacker geschnitzt.

Beifall für die Preisträger – auch von einigen Vorgängerinnen und Vorgänger
Beifall für die Preisträger – auch von einigen Vorgängerinnen und Vorgänger

Gemeinsam mit Elsbeth Rommel und Martin Sailer zeichnete Fuchslocher im Jugendhaus ProZwo stellvertretend für alle über 20 im Reparaturcafé tätigen Ehrenamtlichen Karin Watzal, Georg Pfister, Gerhard Weiß und Rainer Bosch aus. Neben Ehrennadeln und einer Urkunde ist der Bürgerpreis der Bürgerstiftung mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert.

Fuchslocher würdigte vor rund 80 Gästen das Verdienst der Preisträger, die sich mit ihrem Engagement nicht nur dem weltweit wachsenden Berg an Elektroschrott entgegenstellten, indem sie defekte Elektrogeräte und vieles mehr kostenlos reparierten. Der Laudator betonte in der Feierstunde auch den sozialen Aspekt. Das angeschlossene Café lade die wartenden Kundinnen und Kunden dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen: „Manch einer kommt einfach auf Besuch vorbei, um die Gemeinschaft zu genießen und hieraus Kraft zu schöpfen.“

Neues Angebot wurde 2017 von Rainer Bosch und Gerhard Weiß ins Leben gerufen.

Das Reparaturcafé wurde 2017 von Rainer Bosch und Gerhard Weiß gegründet. Schnell habe es, erinnerte Wolf-Dieter Fuchslocher, im evangelischen Gemeindehaus in Dürrmenz eine Heimat gefunden. Zu 75 Prozent brächten die Menschen elektronische Geräte zur Reparatur vorbei.

„Dabei wird der mitgebrachte Gegenstand nicht einfach auf den Tisch gelegt, repariert und fertig“, betonte der Laudator. Es erfolge durch die Monteure eine hoch professionelle Dokumentation des gesamten Vorgangs, führte er weiter aus und berichtete auch von humorvollen Erlebnissen. So sei einmal bei einem scheinbar defekten Staubsauger einfach nur der Beutel voll gewesen.

Seit der Gründung habe das Team 1422 Reparaturen durchgeführt. Freiwillige Spenden würden für Anschaffungen verwendet oder an soziale Einrichtungen weitergeleitet. Was aber treibe die Beteiligten an? „Zum einen ersichtlich der Umweltgedanke. Die Natur zu schützen, die Ressource zu schonen. Zum anderen Idealismus, nämlich einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass wir in ferner Zukunft vielleicht doch weniger als drei Welten benötigen“, betonte Fuchslocher. „Unsere Preisträgerinnen und Preisträger waren immer engagierte Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die angepackt, die gestaltet und neue Ideen umgesetzt haben“, bekräftigte Elsbeth Rommel, die in ihrer Begrüßungsrede zahlreiche Preisträger aus den Vorjahren im ProZwo willkommen hieß. Sinn und Zweck des Bürgerpreises sei es, das Ehrenamt in der Stadt Mühlacker und seinen Stadtteilen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die junge Band „Help the Grandma“ verbindet Rock und Hip-Hop.
Die junge Band „Help the Grandma“ verbindet Rock und Hip-Hop.

Oberbürgermeister Frank Schneider griff in seinem Grußwort noch einmal den Gedanken der Nachhaltigkeit auf. Ungezügelter Konsum lasse die Ressourcen des Planeten schwinden. Umso mehr freue es ihn, so der Rathauschef, dass Bürgerinnen und Bürger Mühlackers die Zeichen der Zeit erkannt und sich dem achtsamen Umgang verschrieben hätten.

Achtsam hatte auch Herta Gutmann von der gleichnamigen Musikschule die musikalische Gestaltung der Preisverleihung ausgewählt. Von Anne Haumacher, Leonhard Kalkofen und Lizy Tughuschi am Klavier wurden die Gäste erst ruhig, dann rockig und zuletzt klassisch durch die Feierstunde begleitet. Zum Abschluss des Empfangs war dann die junge Band „Help the Grandma“ zu hören.

(Mühlacker Tagblatt Online vom 06.06.2025, Text und Fotos: Ulrike Stahlfeld)