Verleihung des Bürgerpreises 2013

Bürgerpreis belohnt junge Mitmacher

Anerkennung für den Jugendrat des Jugendhauses: Bürgerstiftung Mühlacker verleiht Auszeichnung erstmals an ein Gremium

Preisverleihung in der Kelter (v. li.): Dekan Ulf van Luijk (Bürgerstiftung Mühlacker), die ProZwo-Jugendräte Amazi Arisegaran, Cihangir Kazan und Lea John, Ursula Schaier (Bürgerstiftung Mühlacker), die weiteren Preisträger Patrick Mahler, Steffen Kramer, Nadine Gebauer und Robin Gross, Jugendhausleiterin Gudrun Sauter und Wolf-Dieter Fuchslocher (Bürgerstiftung Mühlacker). Foto: Fotomoment
Preisverleihung in der Kelter (v. li.): Dekan Ulf van Luijk (Bürgerstiftung Mühlacker), die ProZwo-Jugendräte Amazi Arisegaran, Cihangir Kazan und Lea John, Ursula Schaier (Bürgerstiftung Mühlacker), die weiteren Preisträger Patrick Mahler, Steffen Kramer, Nadine Gebauer und Robin Gross, Jugendhausleiterin Gudrun Sauter und Wolf-Dieter Fuchslocher (Bürgerstiftung Mühlacker). Foto: Fotomoment

Der Jugendrat ist seit Jahrzehnten das Mitbestimmungsorgan der Besucher des Jugendhauses ProZwo in Mühlacker. Junge Leute engagieren sich für junge Leute – aus Sicht der Bürgerstiftung Mühlacker ist das allemal eine Anerkennung wert. Erstmals geht deshalb der Bürgerpreis an ein Gremium.

Mühlacker. „Ich freue mich unglaublich, wir sind ganz arg stolz. Schön, dass die ehrenamtliche Arbeit von Jugendlichen auf diese Weise gewürdigt wird“, jubelte am Rande der Preisverleihung Jugendhausleiterin Gudrun Sauter und ließ keinen Zweifel daran, dass die aktuellen und früheren Mitstreiter die Auszeichnung verdient haben. „Sie investieren Stunden um Stunden, und das manchmal über Jahre hinweg.“

Sieben der neun aktuellen Mitglieder nahmen vor knapp 100 Gästen in der Kelter den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Mühlacker in Form einer Ehrennadel entgegen. Dotiert ist die Auszeichnung mit 500 Euro für einen sozialen Zweck, und an Möglichkeiten, das Geld sinnvoll anzulegen, sollte es im ProZwo nicht mangeln.

Wichtiger noch als das Geld ist das Zeichen, das die Bürgerstiftung mit ihrer Wahl setzt. „Wir wollen Lust machen, sich einzubringen“, sagte in seiner Begrüßung Dekan Ulf van Luijk, Mitglied im dreiköpfigen Vorstand der Stiftung. Nach dem Dürrmenzer Siegfried Seiter und der im vergangenen Herbst verstorbenen Marga Kucher wird der Preis zum dritten Mal für ein persönliches – und in diesem Fall auch institutionelles – Engagement verliehen, das häufig außerhalb des Rampenlichts im Stillen wirkt. „Wer Verantwortung übernimmt, übt Demokratie im Gemeinsinn und solidarischen Handeln“, würdigte Wolf-Dieter Fuchslocher vom Stiftungsvorstand die Vorbildfunktion der 16- bis 27-jährigen Mitglieder des Jugendrats, der den Kurs des Jugendhauses mitbestimmt und bei allen Aktivitäten und Arbeitseinsätzen mit im Boot ist. „Den Umzug und die Renovierung“, sagt Gudrun Sauter nach dem Wechsel in den Badischen Bahnhof, „hätten wir ohne sie nicht geschafft.“

„Diese Menschen und dieses Gremium sind im wahrsten Sinne des Wortes Mitmacher, die etwas bewegen wollen und auch bewegen“
Wolf-Dieter Fuchslocher, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Mühlacker, über die Mitglieder des Jugendhaus-Jugendrats

„Es freut mich außerordentlich“, lobte in seinem Grußwort Oberbürgermeister Frank Schneider die Wahl der Stiftung, „dass der Bürgerpreis in diesem Jahr an die jüngere Generation geht.“ Das Jugendhaus-Gremium sei ein Beispiel dafür, dass sich Jugendliche „in vorbildlicher Weise in die Gesellschaft einbringen wollen“.

Die aktuellen Jugendräte, die erst Anfang Februar für ein Jahr gewählt wurden, stehen stellvertretend für alle, die sich seit dessen Gründung im Jugendhaus-Gremium engagiert haben. Und sie wiederum stehen stellvertretend für alle Kinder und Jugendlichen, die sich ehrenamtlich für ihre Altersgenossen und die Allgemeinheit starkmachen. Wolf-Dieter Fuchslocher: „Wer sich früh aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt, arbeitet an der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft mit.“

Im Gremium, das in Dokumenten aus dem Jahr 1990 erstmals erwähnt, eventuell aber noch älter ist, spielten Geschlecht, Alter oder Nationalität keine Rolle, hob Fuchslocher in seiner Laudatio hervor. Das jüngste Mitglied war gerade 13 Jahre alt.

Beraten wird in den monatlichen Sitzungen nicht nur über das Angebot des Jugendhauses und über Investitionen in die Ausstattung, sondern auch über die Spielregeln, die für die Besucher gelten sollen; bis hin zum Strafenkatalog, wie Fuchslocher ausdrücklich erwähnte. „Das geht vom Aufräumen des Mülls über den Hof fegen und einen Ausschluss für den Rest des Tages bis hin zum Hausverbot, das für eine Dauer von bis zu zwei Jahren verhängt werden kann.“ Der Jugendrat, schlussfolgerte Fuchslocher und verwies auf seine Eindrücke bei einem Besuch im ProZwo, sei sich seiner Verantwortung zum Schutz der Besucher aller Altersklassen – an normalen Öffnungstagen sind das im Durchschnitt etwa 90 Kinder und Jugendliche – sehr bewusst. Das Engagement wirke integrativ und beuge Gewalt, Drogenmissbrauch und Kriminalität vor.

„Eine große Ehre, richtig Klasse! Und das Geld kann das Jugendhaus richtig gut gebrauchen“
Lea John, Mitglied des ProZwo-Jugendrats, zur Verleihung des Bürgerpreises

Der Jugendrat des Jugendhauses stehe als Institution für die Bereitschaft, soziale Verantwortung zu übernehmen. „Darüber hinaus wird uns gezeigt, dass durch praktisches Tun Persönlichkeit entfaltet und entwickelt wird und dadurch soziale Kompetenzen entstehen“, sagte Fuchslocher. „Hiervon konnten wir uns bei unserem Zusammentreffen wahrlich überzeugen. Wir sind auf engagierte, motivierte, offene junge Menschen gestoßen; voller Elan und positiver Ausstrahlung, die wissen, was sie tun, und wissen, was sie wollen.“

Gudrun Sauter kann dem Lob nur beipflichten, der Bürgerpreis bedeute – neben der Aussicht auf ein neues Jugendhaus im Gartenschaugelände – eine zusätzliche Motivation für das junge Team. An Kandidaten für das Ehrenamt, berichtet die Jugendhauschefin, habe es bislang, trotz der vielen Arbeit, die mit dem Amt verbunden sei, nie gemangelt. Gewählt wird der Jugendrat sehr ernsthaft, mit Wählerlisten, Stimmzettel und Wahlurne. Und mit einer Wahlparty, die keine Verlierer kennt.

(Mühlacker Tagblatt vom 04.05.2013, Text Thomas Eier, Foto: Fotomoment)